Glossar

Hier finden Sie Erklärungen zu zentralen Begriffen rund um das Thema (Anti-)Diskriminierung. Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge geordnet.


  • Klassismus

    (Engl. classism) bezeichnet die Diskriminierung und Abwertung von Menschen aufgrund ihres ökonomischen, sozialen oder bildungsbezogenen Status. Bestimmte Werte und Fähigkeiten werden Menschen mit niedrigem sozialen Status (auch: Klasse, Milieu, Schicht) zugeschrieben und sie werden dadurch bzw. deshalb abgewertet, ausgegrenzt und benachteiligt. Betroffen von Klassismus sind z. B. arme Menschen, arbeitslose und obdachlose Menschen, gering verdienende Arbeiter_innen oder Menschen aus bildungsfernen Herkunftsfamilien. Neben der ökonomischen und bildungsbezogenen Diskriminierung beschreibt Klassismus auch, dass die Lebenswelt, Sprache, Alltagskultur keine Anerkennung findet, herabgesetzt und mit stereotypen und vorurteilsbelasteten Wahrnehmungen verbunden wird.

    Bestimmte negative Eigenschaften und Verhaltensweisen werden im Klassismus den Menschen mit niedrigem sozialem Status zugeschrieben. Abwertende Stereotype hierbei sind z. B. schlechte Gesundheit, Übergewicht, ungepflegtes Äußeres, den ganzen Tag Privatfernsehen schauen, kein Interesse an Hochkultur, Alkoholismus und Anfälligkeit für Drogenmissbrauch, Vernachlässigung von Kindern, promiske Lebensweise, Unfähigkeit erfolgreich zu handeln, Mangel an Selbstkontrolle usw. Gleichzeitig werden in einem Prozess der Abwertung die direkten und indirekten Folgen von Armut den betroffenen Menschen als "selbst verschuldet" angelastet.

  • Kolonialismus

    Kolonialismus bezeichnet die gewaltsame Ausdehnung der wirtschaftlichen und politischen Herrschaft von Staaten auf Regionen außerhalb ihrer Grenzen. Der Begriff betrifft vor allem die Politik zahlreicher europäischer Staaten (später dann auch der USA und Japan) gegenüber Regionen in Asien, Afrika, Süd- und Mittelamerika zwischen dem Ende des 15. und der Mitte des 20. Jahrhunderts. Zweck war neben missionarischem Eifer und Entdeckungslust vor allem nationales Prestige und die wirtschaftliche Ausbeutung der Ressourcen und die Mehrung des Reichtums der Kolonialherren und -damen und ihrer Mutterländer. Millionen von Menschen wurden dabei ermordet oder verhungerten, Zwangsarbeit, Prügelstrafen und Vergewaltigungen gehörten im kolonialen Herrschaftssystem zum Alltag.
    Die rassistische Ideologie, die Weiße als höherwertig einstuft, diente als Rechtfertigung für die systematischen Menschenrechtsverletzungen.
    Am Anfang des 20. Jahrhunderts, zur Hochzeit des Kolonialismus, befand sich über die Hälfte der Weltbevölkerung unter kolonialer Herrschaft. Dem Widerstand der Menschen gegen ihre Ausbeutung wurde mit brutaler Gewalt begegnet. Ein Beispiel ist der Aufstand der Herero und Nama 1904 in Deutsch-Südwestafrika, der Musterkolonie des deutschen Kaiserreichs, der brutal niedergeschlagen wurde und in einen Völkermord durch die deutsche Kolonialmacht mündete.
    Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte eine bis in die 70er Jahre andauernde Phase der De-Kolonialisierung ein. Die ehemaligen Kolonialstaaten wurden formal unabhängig, das Verhältnis zu den ehemaligen Kolonialmächten war aber aufgrund der geschaffenen Strukturen weiterhin von einem politischen und wirtschaftlichen Machtgefälle geprägt (Neo-/Postkolonialismus). Auch unsere heutige Weltsicht ist immer noch stark vom Kolonialismus beeinflusst. Im europäischen dominanten Bild von Afrika (als "urwüchsig, ländlich, exotisch, unterentwickelt, hilfsbedürftig") schaut noch immer der Kolonialherr, Missionar oder Pionier auf Afrika als „ein“ Land, das seiner (Entwicklungs-)Hilfe bedarf. Eine kritische Aufarbeitung der Kolonialzeit hat in Europa dagegen kaum stattgefunden, auch in Deutschland nicht: Nur wenige Orte im öffentlichen Raum erinnern an die Verbrechen des Kolonialismus; auch in Schulbüchern spielt der deutsche Kolonialismus so gut wie keine Rolle.

  • Kultur

    Es gibt vielfältige Bedeutungen von Kultur, z. B. Kultur als Oberbegriff für Kunstprodukte von Menschen oder Kultur als Nationalkultur eines Staates oder Volkes. Kultur bezieht sich in der Regel auf etwas, was Menschen gemeinsam haben und wird oft im Gegensatz zu Natur gedacht. Es sind die Gemeinsamkeiten von Kenntnissen, Verhaltensweisen, Traditionen, Kommunikationsarten, mentaler Regeln und Lebensweisen bestimmter Gemeinschaften. Jeder Mensch gehört mehreren Kulturen an, er hat also mit anderen Menschen z. B. eine oder mehrere Staatsangehörigkeiten, Sprachen und Dialekte, Glaubenskulturen, subkulturelle Lebensstile usw. gemein. Kulturen werden nicht angeboren, sondern erlernt, erworben, weitergegeben. Sie sind auch nicht fest und unveränderbar, sondern dynamisch, vielschichtig und verändern bzw. vermischen sich laufend. Deshalb ist jemand auch nicht seine Kultur, sondern jede_r hat unterschiedliche kulturelle Bezüge.