1. Sep 2021 • Allgemein 

Sächsisches Kultusministerium verbietet gendergerechte Sprache an sächsischen Schulen



Während Viele sich mit praktischen Lösungen für gesellschaftlichen Zusammenhalt, Teilhabe und Akzeptanz beschäftigen - wir und unsere Mitgliedsvereine zum Beispiel - arbeiten sich andere am Gendersternchen ab. 

Schulen in Sachsen ist es künftig untersagt, bestimmte Formen der geschlechtergerechten Sprache in Korrespondenz mit Eltern oder Schüler*innen anzuwenden. Ein entsprechendes Rundschreiben erging an die sächsischen Schulleitungen aus dem Haus von Kultusminister Christian Piwarz (CDU). Dies bestätigte eine Sprecherin des Kultusministeriums auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa.

Begründung: "Die Verwendung von Sonderzeichen, wie Gender-Stern, Gender-Doppelpunkt, Gender-Unterstrich oder Doppelpunkt im Wortinneren, erfüllt weder die Kriterien für eine gendergerechte Schreibung noch entspricht sie den aktuellen Festlegungen des Amtlichen Regelwerks, welches die Grundlage für die deutsche Rechtschreibung bildet und somit auch für die Schulen gilt." Daher seien Gendersternchen und Co. "im Bereich der Schule und in offiziellen Schreiben von Schulen nicht zu verwenden."

Soso.

Mal ganz davon abgesehen, dass die Begründung, entsprechende Schreibweisen würden nicht den Kriterien einer gendergerechten Sprache entsprechen, völlig haltlos ist. Dieses ministerielle Schreiben ist auch eine einseitige Parteinahme für deren Gegner*innen. Die aktuelle gesellschaftliche Debatte rund ums Gendern wird zunehmend mit Vehemenz, Kompromisslosigkeit und Aggressivität geführt.   

Dabei kommt diese Verschärfung ausschließlich aus dem rechts-konservativen Lager. Dieses wirft den Befürwortenden immer wieder vor, Sprachpolizei sein zu wollen, die mit Sprechverboten die Gesellschaft bevormunde. Dass nun ausgerechnet das sächsische Kultusministerium mit besagtem Gender-Verbot hier leichtfertig Öl ins Feuer gießt, dürfte kaum zur Versachlichung der Debatte beitragen. 

Dabei gibt es in Sachsen seit Jahren überaus erfolgreiche Bildungsarbeit, die ganz praktisch und mit jeder Menge Expertise  durch ihre Aufklärungs- und Sensibilisierungsangebote zu  Respekt und Akzeptanz von LSBTTIQ* und Geschlechtergerechtigkeit beitragen - und das mit stetig wachsender Nachfrage.

Es kann also auch vom sächsischen Kultusministerium nicht gewollt sein, dass der ohnehin von Rechts befeuerte Kulturkampf rund um Geschlecht, Sexualität und Familie mit diesem Schreiben weitere Argumente bekommt.   

Leider müssen wir feststellen, wertes Sächsisches Staatsministerium für Kultus: Klar am Thema vorbei, mit Mängeln in Inhalt und Ausdruck. Setzen, 6!

Gern laden wir Kultusminister Christian Piwarz zu einem Fachgespräch zu diesem Thema ein, um aufzuzeigen, dass es besser geht.

Hintergrundartikel

queer.de berichtete am 31. August 2021: "Sachsen erlässt Gender-Verbot an Schulen"