19. Apr 2016 • Allgemein 

Studie zeigt: Knapp jede dritte Person in Deutschland erlebt Diskriminierung

Größte Befragung zu Diskriminierungserfahrung in Deutschland

Fast jeder dritte Mensch in Deutschland hat in den vergangenen zwei Jahren Diskriminierung erlebt. Das ist ein zentrales Ergebnis der umfassenden Erhebung "Diskriminierung in Deutschland", die die Antidiskriminierungsstelle des Bundes in der Bundespressekonferenz in Berlin am 19.04.2016 vorgestellt hat.

Zentrale Ergebnisse

Diskriminierungserfahrungen sind weit verbreitet

Befragt nach Diskriminierungen aufgrund eines der im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz genannten Merkmale (Alter, Behinderung, ethnische Herkunft, Geschlecht, Religion/Weltanschauung, sexuelle Identität), geben in der Repräsentativbefragung 31,4 Prozent der Menschen in Deutschland an, in den vergangenen zwei Jahren Benachteiligungen erlebt zu haben.

Wenn auch die vom Gesetz nicht geschützten Merkmale, etwa die „soziale Herkunft“, der Familienstand oder das Aussehen, hinzugezählt werden, berichten 35,6 Prozent von Diskriminierungserfahrungen.

Benachteiligungen aufgrund des Alters werden am häufigsten erlebt: Etwa jede siebte Person (14,8 Prozent) gibt an, hier Erfahrungen gemacht zu haben. Aufgrund des Geschlechts bzw. der Geschlechtsidentität wurde laut Befragung fast jede zehnte Person diskriminiert (9,2 Prozent), aufgrund der Religion oder Weltanschauung 8,8 Prozent, der ethnischen Herkunft 8,4 Prozent, einer Behinderung 7,9 Prozent und der sexuellen Orientierung 2,4 Prozent aller Befragten. Anhand der Betroffenenbefragung, in der die Teilnehmenden ausführlich einzelne Diskriminierungserfahrungen schildern konnten, wird deutlich, dass Benachteiligung häufig aufgrund mehrerer Merkmale gleichzeitig stattfindet, etwa aufgrund des Geschlechts und des Alters.

Besonders hohes Diskriminierungsrisiko im Arbeitsleben

Diskriminierung kommt in allen Lebensbereichen vor, besonders häufig jedoch beim Zugang zu Beschäftigung und am Arbeitsplatz. Von Benachteiligungen in diesem Bereich berichteten fast die Hälfte (48,9 Prozent) der Menschen, die in den vergangenen zwei Jahren Diskriminierung erlebt haben.

Wie ein vertiefender Blick auf die Betroffenenbefragung zeigt, kommen Diskriminierungen im Arbeitsleben vergleichsweise häufig aufgrund des Lebensalters sowie des Geschlechts vor. Wegen ihrer sexuellen Orientierung oder aus rassistischen Gründen werden Menschen hingegen überdurchschnittlich häufig in der Öffentlichkeit und im Freizeitbereich diskriminiert: etwa auf der Straße, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder in Sportvereinen.

Menschen mit Behinderungen oder Beeinträchtigungen gaben häufiger als andere Diskriminierungserfahrungen im Gesundheits- und Pflegebereich an.

Betroffene nehmen Diskriminierung mehrheitlich nicht hin

Etwa sechs von zehn Betroffenen (59,6 Prozent) geben an, in Folge einer Diskriminierung etwas unternommen zu haben. Unter anderem haben die Betroffenen versucht, öffentlich auf die Diskriminierung aufmerksam zu machen (27,4 Prozent) oder Beratung eingeholt (13,6 Prozent). Bei einer offiziellen Stelle haben sich 17,1 Prozent beschwert, 6,2 Prozent haben Klage eingereicht.

Diskriminierungen haben Auswirkungen für die Betroffenen

Bisher ist nur wenig darüber bekannt, welche Auswirkungen Diskriminierungserfahrungen haben. Wie die Betroffenenbefragung zeigt, führen viele Benachteiligungserlebnisse zu seelischen Belastungen und Misstrauen, aber auch zu mehr Aufmerksamkeit gegenüber Diskriminierungen insgesamt.

Die erhobenen Daten sind aufgrund des enormen Datenvolumens noch nicht vollständig ausgewertet. Ausführlicher gehen sie in den Bericht an den Deutschen Bundestag ein, den die Antidiskriminierungsstelle 2017 gemeinsam mit den Beauftragten der Bundesregierung vorlegen wird. In dem Bericht werden auch Handlungsempfehlungen für Politik und Praxis formuliert.

Die vollständige Pressemitteilung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) können Sie nachfolgend herunterladen. Zudem finden Sie eine Zusammenfassung der ersten Ergebnisse der repräsentativen Erhebung und Befragung in einem Heft als Download.

Quelle

Antidiskriminierungsstelle des Bundes