22. Jun 2020 • Allgemein 

Neue deutsche Medienmacher*innen: Wie deutsche Medien die Rassismusdebatte gemeistert haben

Stellungnahme vom 18. Juni 2020

Ein Fortschritt. Aber es gibt noch viel zu tun

Seit dem Tod des Schwarzen US-Amerikaners George Floyd durch rassistische Polizeigewalt in den USA wird auch in Deutschland endlich auf Titelseiten und zur besten Sendezeit über Rassismus debattiert. In den vergangenen Wochen waren so viele Journalist*innen, Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen of Color in den Medien zu sehen, zu hören und zu lesen wie nie zuvor. Es gab Sondersendungen und Schwerpunkte. Das war in dieser Form bisher einmalig.

Das ist ein Fortschritt, den wir begrüßen. Leider zeigt sich aber auch, dass beim Thema Rassismus und Diskriminierung in vielen Redaktionen noch Nachholbedarf besteht und es einige blinde Flecken gibt.
Hier ein paar Faustregeln für die Berichterstattung:

1.  Es muss nicht bei einer Schwarzen Person oder Person of Color* pro Runde bleiben.

2.  Nicht jede Person of Color spricht als pars pro toto. Unterschiedliche Forderungen und Haltungen müssen eingeordnet werden. Spricht ein linker Aktivist oder eine liberale Politikerin?

3. „Haben Sie schon mal Rassismus erlebt?“, mit dieser – pardon – albernen Frage wurden viele Interviews mit Schwarzen Menschen eröffnet. Denn ja, natürlich haben sie. Die Berichterstattung zum Thema Rassismus sollte aber über Betroffenheit hinausgehen. Schwarze Menschen und People of Color (Black and People of Color: BPoC) haben auch Berufe, Expertisen und Vorschläge, um Probleme zu lösen.

4. BPoCs sollten immer dabei sein: Die Diversität und Sichtbarkeit von Schwarzen Men-schen und People of Color darf nicht auf Sendungen und Berichte begrenzt bleiben, in denen über Rassismus gesprochen wird. Vielfalt ist ein Muss. Kein nice to have.

5. Journalist*innen sollten sich in zeitgenössischen Rassismusdebatten kundig machen und auf fragwürdiges Vokabular verzichten. Der aus den USA falsch importierte Begriff „Rassenunruhen" tauchte in vielen Medien auf. Auch der rassistische und veraltete Begriff „Farbige" war immer wieder zu lesen und zu hören. Ja, auch beim Thema Rassismus gibt es eine Fachsprache. Und so wie wir uns in der Corona-Krise das richtige Fachvokabular erworben haben, sollten wir das auch beim Thema Rassismus tun. Unsicherheiten räumt zum Beispiel unser Glossar aus.

Fazit: Der Wille ist da, aber das Know-How fehlt manchmal noch. 

Für die Zukunft hoffen wir, dass Rassismus in den Medien ein Thema bleibt – so wie die Klimadebatte, als ständiger Beat im täglichen Geschäft. Dabei gilt es wie bei allen Themen, auf sauberes Handwerk zu achten.

Vorstand
Neue deutsche Medienmacher*innen

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Pressemitteilung als Weblink: https://www.neuemedienmacher.de/stellungnahme-rassismusdebatte-2/

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Die Neuen deutschen Medienmacher*innen sind ein bundesweiter Zusammenschluss von Journalist*innen mit und ohne Migrationsgeschichte, die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen. Wir sind politisch unabhängig, nationalitäten- und konfessionsübergreifend.